Es ist Sonntag und wie es sich gehört, verbringen wir den auf einer Insel. Wir sind auf der Ilha Grande, in Brasilien, südlich von Rio, an der Ostküste, also am Atlantik.
Ich spule kurz zurück, denn ich bin seit Dienstag in Brasilien.
Was bisher geschah:
Am 18.6. ging der Flug – 19:00 Abflug nach Frankfurt, quer durch den Flughafen zum Abfluggate, in den Flieger, Ankunft in Rio ca. 4Uhr morgens, Gepäck holen, ins Taxi, Gespräch per Translator app – super praktisch, der Taxifahrer spricht, die app übersetzt und wir antworten ebenso, so geht die neue Kommunikation 🙂 Der Fahrer meinte, er freut sich sehr darüber, denn vorher konnte er sich nicht mit seinen Fahrgästen unterhalten. Ich fand es auch TOP!
Ins Hotel, spontan frühen Check-In gebucht, geduscht und zum Frühstücksbüffet, erstmal Kaffee und Essen…). Schlafen im Flugzeug hat nicht so richtig geklappt, so dass wir komplett übermüdet den Dienstag verbracht haben. Um sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen (-5h), sind wir nicht (wie gefühlt dringend benötigt) ins Bett gefallen, sondern haben eine ganz schöne Strecke per Fuß zurück gelegt. Wir starten an der berühmten Copacabana, na klar, wenn schon, dann von hier, oder?
Am Strand entlang geht es nach Ipanema, Sand und Meer links, Radweg und Autoverkehr rechts, über uns die pralle Sonne – links Sonne, rechts Schatten. So richtig echt fühlt sich das noch nicht an, dafür sind wir einfach zu kaputt. Wir sind in Brasilien!!! Immer wieder versuchen wir, das zu begreifen 🙂 Der erste Tag verlief mit Erkunden der Gegend, vor allem der Strände.
Da wir etwas vorgewarnt sind von Überfällen und Diebstahl, haben wir fast nichts dabei und entscheiden uns für das Tragen unserer Gegenstände in einer Plastiktüte vom Supermarkt (die muss immer wieder gewechselt werden, da sie super dünn ist, ist aber die beste Handtasche für Rio – jeder hat eine). Wir haben die Metro ausprobiert und kommen mit unserem Mix aus Englisch, Spanisch und minimal Portugiesisch gut voran.
Zweiter Tag: Besuch der Christo Statue – Corcovado, mit dem Bus 583 ging es hin und mit dem Taxi zurück – dann zum Strand, mit den Füßen im Sand und im Atlantik und der erste Caipirinha an der Copacabana an einem Kiosk, was für ein Leben!
Dritter Tag: auf zum Zuckerhut, mit der Cable Car hoch hinauf und dann… ein fantastischer Ausblick!!! Noch schöner als gestern und so viel gibt es zu sehen von oben: Gebirge, Stadt, Wasser, Wälder, Hochhäuser, Stadion, Flughafen, Schiffe, Strände… eingebrannte Erinnerungen in meinem Kopf, wahnsinnig schön!!! Zum Abschluss nochmal Ipanema und die Visconde de Pirajá mit ihren Boutiquen, CafĂ©s, Restaurants und kleinen Parks und zur Av Nossa de Copacabana, unterwegs ein Eis, ein Espresso und Pastel de Nata zum Mitnehmen, am Strand ein Caipi, weil es so schön ist, neben uns Straßenverkäufer mit Hüten, Ketten, Tüchern, Magneten und Brasilien T-Shirts. Am Strand wird gejoggt, Fußball und Volleyball gespielt, von morgens bis abends. Achja, es ist WM, deshalb läuft überall Fußball – in jedem Restaurant, Cafe, Kiosk, in der Apotheke und im Taxi.Â
Vierter Tag: Wir haben einen Tag verlängert und gehen ins Centro. Achja, vorher noch das Brasilien Fußballspiel schauen – vor einer Bar mit unzähligen anderen. Die Straßen sind wie leergefegt, man hat das Gefühl, alle schauen Fußball. Es ist 10:00 morgens. Nach langer Anspannung endlich das Tor, die Leute jubeln, dann das zweite und eine Erleichterung geht durch die Luft, Taxifahrer hupen, Menschen lachen und jubeln, die Bar leert sich und die Straßen füllen sich wieder. Wir fahren ins Centro und laufen über Straßenmärkte, vorbei an alten Prachtbauten, modernen Hochhäusern und besuchen die Kathedrale SĂŁo SebastiĂŁo, die an eine Pyramide oder ein Raumschiff erinnert. Wir gehen den “Rio walk” – eine ausgeschilderte Route durch die Stadt, vorbei an laut spielenden Straßenmusikern und den Arcos de Lapa (Bögen von Lapa – früher Aquädukte) zur (seit dem 19. Jahrhundert bestehenden) Bonde – der ältesten Straßenbahn in Südamerika – nach Santa Teresa. Dieses Stadtviertel befindet sich hoch oben, ist ein entspanntes Viertel belebt von Künstlern, mit Malereien und Graffiti an den Wänden, kleinen Kunstläden, Gallerien und schönen CafĂ©s. Wir genießen den Ausblick von dem Parque des Ruinas – einer Ruine mit moderner Gallerie. Zum Abschluss geht es auf das Dach des Hotels – ein letzter Caipirinha und damit verabschieden wir uns von Rio.
Kurze Bemerkung am Rande zu Rio: wir sind noch etwas angespannt und noch nicht im Urlaub angekommen. Zum Einen haben wir Respekt vor der Dunkelheit – hier ist Winter und die Sonne geht bereits 17:30 unter, sodass es ziemlich schnell dunkel wird und wir wollen dann nicht mehr auf der (unbelebten) Straße sein – wir haben von steigender Kriminalität, zu vielen Überfällen und Übergriffen auch in ehemals noblen Vierteln gehört. Zum Anderen ist an der Copacabana viel Militär unterwegs. Für uns ein ungewohntes Bild – links der Strand, rechts an jeder Kreuzung ein Jeep und das Militär. Wir versuchen herauszufinden, warum, erfahren aber nicht viel (später lesen wir von 7 Toten, die vor einer Woche in Urca gefunden wurden und dass am 21.6. bei einer Razzia in einer Favela Menschen gestorben sind, beides in angrenzenden Stadtteilen).
Jetzt sind wir also der Stadt entflohen – mit dem Shuttlebus 3h nach Angra dos Reis und mit der Fähre zur Ilha Grande. Zwischen Palmen, sattem Grün, Bergen, Regenwald und Meer kommen wir jetzt in Urlaubsstimmung – Welcome Inselfeeling!