Monthly Archives: April 2014

Interkulturelle Kommunikation in der Praxis

Xela im April

Xela im April

Willkommen zum Sonntag hier in Xela! Leider ist das Wetter trüb, der Himmel mit Wolken verhangen und kaum Sonne zu sehen. Gestern gab es ein HipHop Konzert, die Terrasse vom Hostel war voll von Teenagern und ich hab mich verkrümelt, schlafen konnte ich dann trotzdem erst sehr viel später, so dass ich heute ausgeschlafen habe.

Auf dem Weg zum Lieblingscafe, schon in Gedanken den Café Latte in den Händen und den Cheesecake vor mir, bleibe ich erschrocken stehen. Es ist zu!? Der garagentorähnliche Eingang ist verschlossen. Vielleicht ist das ein Zeichen, mal ein anderes Café auszuprobieren. Ich laufe rum und Ende schließlich im Baveria – Kaffee und Grill – das steht so auf Deutsch hier. Eigentlich etwas abschreckend, man will auf Reisen irgendwie nie in deutschen Cafés sitzen, aber das ist schon anders hier und super schön Innendruck mit Hunderten von Bilderrahmen mit Zeitungsausschnitten, Photos und Postern von Musikern und berühmten Leuten aus längst vergangenen Tagen. Ich trinke Milchkaffee und esse Crêpes mit Nutella und Erdbeeren, Mandeln und Sahne. Wuhu lecker!

Ich komme mir vor, wie in einer anderen Welt, um mich herum sind 60 Prozent der Tische besetzt – mit einzelnen Menschen, genau so wie ich sitzen die meisten hier allein mit ihrem Laptop oder Buch. Ein verliebtes Päärchen in der Mitte bildet die große Ausnahme. Es könnte ein Theaterstück sein, denn es ist so wirr und doch so real. Links neben mir sitzt eine Frau und telefoniert per Skype, rechts neben mir sitzen sich zwei Freundinnen gegenüber, unterhalten sich aber nicht, sondern tippen beide schweigend auf ihren Laptoptastaturen. Noch eine Ausnahme bilden eine Frau und Mädchen vor mir, sie unterhalten sich… Im TV läuft ein Fußballspiel, aber keiner schaut hin. Oh doch, ein Mann schaut zu, Nein, er bezahlt gerade und geht. Ich würde gern ein Photo machen, aber ich glaube, man kann sich das Bild jetzt hier einigermaßen gut vorstellen… Naja und ich sitze hier mit meinem Pad allein, falle also überhaupt nicht auf.

Morgen ist schon wieder Schule, irgendwie freue ich mich, dass es meine letzte Woche ist und ich dann weiterreise. Morgen wäre übrigens mein Abreisetag, ich bin noch am Verhandeln mit American Airlines zum Wechseln des Flugs…

Momostenango und Schule

Momostenango und Schule

Also Schule? Ja. Anstrengend und diese Woche ist dann auch nochmal einiges zusammen gekommen, dass ich mich gefragt habe, ob das überhaupt etwas bringt, dass ich hier bin… Donnerstag war einer von diesen Tagen, wo Du dich das fragst: Die von mir benutzen Marker an der Tafel waren nicht abwischbar, so dass ich später schrubben konnte… die Kinder haben mich mit Maismilch vollgespritzt und den Kampf mit dem Hund ums Brot hab ich mittags auch verloren… Und die Klassen sind so unterschiedlich, manche Kinder sind wirklich interessiert und machen mit, aber andere gar nicht und am Freitag brauchte ich dann auch ein Gespräch, nachdem in der letzten Klasse nicht nur die Kinder nicht mitgemacht haben und kein Lehrer da war, sondern die Kinder rumgesprungen sind und während ich kurz nicht in der Klasse war, sich auf meine Sachen gestürzt haben…

Das Gespräch wär hilfreich, wenn auch keine Besserung in Sicht ist. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass jeden Tag etwas anderes gemacht wird, nur nicht Schule, denn es gab den Wettbewerb ums Singen, die Präsentation der Lesetechniken, diese Woche dann war ein Tag Tag der Eltern und am Freitag Réunion der Lehrer, weswegen sie auch später nicht in den Klassen waren. So ungefähr stimmt das auch, meinte mein Ansprechpartner. Bildung ist nicht so wichtig und einige Familien verstehen auch nicht das Konzept Schule, sie geben ihre Kinder nicht dahin, um etwas zu lernen, sondern damit sie nicht daheim sind und was zu Essen und Trinken bekommen. Viele Kinder sind auch immer noch daheim oder arbeiten und nicht in der Schule. Auch die Lehrer haben eine andere Auffassung vom Unterricht und die ganze Kultur ist natürlich so anders. Er meint, wenn ein Kind nicht zur Schule kommt, geht es zum Lehrer und sagt: „Ich komme morgen nicht.“, ohne um Erlaubnis zu fragen, es ist eine Feststellung. „Warum nicht?“, fragt der Lehrer. „Es gibt eine Fiesta.“ Mhmhmhm… Ja, als Beispiel. Ein weiteres Beispiel: Er meinte zu mir, dass manche Eltern auch keine Bücher kaufen, weil sie zu teuer seien, aber sie geben viel Geld für Kleidung der traditionellen Tänze und Feste aus und für all jenes, aber daheim und in der Schule laufen die Kinder dreckig rum mit kaputten Schuhen, verschlissener Kleidung und ungekämmtem Haar… Da als Lehrer etwas zu unternehmen, sei so schwer.

Er meint zu mir, wenn Du hier arbeiten willst, brauchst Du viel Geduld! Für mich habe ich momentan richtig richtig viel Geduld und trotzdem ist das sooooooo schwer und ich bin ja schließlich auch nicht hier, um die Kinder zu disziplinieren, ich bin ja kein Lehrer im eigentlichen Sinne, ich lehre Englisch auf eine spielerische Art und Weise, bin ein Zwischenstück zwischen Lehrer und Schüler und hätte ehrlich gesagt lieber kleine Klassen mit Schülern, die wirklich Englisch lernen wollen und nicht ganze Klassen, wo die Lehrer bzw. Praktikanten keine Ruhe reinbringen können und nur die Hälfte der Schüler interessiert ist. Ja meine Geduld ist da und ich bereite vor, habe viel über Englisch als Zweitsprache gefunden, habe Spiele zusammengestellt, Spielzeuge, Farben, aber all die Vorbereitung bringt nicht viel, wenn kaum einer mitmacht… Das ist so momentan das größte Manko, die fehlende Mitarbeit und Unterstützung, denn sobald ich in die Klasse gehe, lehnt sich der Praktikant mehr oder weniger zurück und lässt mich allein. Der Lehrer telefoniert auch mal eben in der Stunde oder geht raus oder unterhält sich mit dir vor der Klasse (in der Stunde)… Nunja, mit vielen Sachen kann ich mich arrangieren und habe kein Problem damit, es ist eben anders (und schließlich habe ich Interkulturelle Kommunikation studiert – jetzt ab in die Praxis 😉 ), aber manche Dinge sind dann eben doch schwer theoretisch erfassbar und praktisch immer wieder neu. Wäre sonst auch schade und nahezu langweilig, wenn alles wie in der Theorie glatt läuft…aber wie gesagt, ich kenne es jetzt und habe es mitgemacht und freue mich über die Erfahrungen, aber auch darüber, wieder gehen zu können.

Und sonst so? Musste mich diese Woche stoppen, laut auf der Straße los zu lachen, aber finde es sehr witzig, wenn der Club der anonymen Alkoholiker nicht nur am Haus groß den Namen und die Zeiten zum Treffen ranschreibt, sondern auch noch die Tür zum Saal zur Straße offen ist und jeder hineinschauen kann… Ich habe noch einen letzten Ort in Momos zum Essen, wo man mich allein lässt, in allen anderen bin ich etwas zur Attraktion geworden und mir werden immer Fragen gestellt, also ich bin jetzt „stadtbekannt“, naja ist auch nicht schwer hier ;)… Achja, meine Hose fängt an, sich selbst zu verlieren, erst sind die Schlagstücke am Hosenbein abhanden gekommen, jetzt löst sich langsam der Stoff oben… Ich bin also los zur Shoppingtour und habe nicht nur drei Shirts gekauft, sondern jetzt auch noch eine Jeans, für sagenhafte 10Q.! Wow. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich schon lange keinen richtigen, also großen, Spiegel hatte, zum Glück habe ich einen in meinem Bad, der ist allerdings klein, fürs Gesicht halt… Der Spiegel im „Geschäft“ war übrigens mittelgroß und leicht kaputt und deshalb hoffe ich einfach, dass das jetzt halbwegs ok aussieht mit der Jeans 😉 aber schließlich geht es auch mehr ums praktische als um die Schönheit… Oder?

Mein Lehrerdasein und Semana Santa in Antigua

Hallo hallo und frohe Ostern aus der Ferne! Mich gibt es noch und ich stelle mit Entsetzen fest, dass ich den Blog ganz schön vernachlässigt habe…

Copán in Honduras I

Copán in Honduras I

Nach meinen letzten Reisetagen in Copan in Honduras mit Maya Skulpturen, einem Kurzbesuch im Kindermuseum (super interaktiv und empfehlenswert, aber leider hatte ich zu wenig Zeit, um es anzuschauen), einem Megastau in und vor Guatemala City, einem letzten Tag mit Abdul in Antigua mit Besuch im Schokomuseum und einem Cuba Libre in einer Bar bin ich also jetzt allein unterwegs und momentan wohnhaft in Momostenango in einer Gastfamilie mit eigenem Zimmer und Bad und mehr oder weniger regelmäßigem Wasser.

Im Haus leben noch zwei Voluntäre für andere Organisationen, die ich aber nie zu Gesicht bekomme. Hier ist es leider wieder kalt und in einem Zimmer auch, da ich kein Fenster nach draußen, sondern nur zum Flur besitze. Das Haus ist aber super schön, groß, ich habe die gesamte untere Etage für mich mit Küche, Mikrowelle, einer Waschmaschine und sogar Internet. Nach einer Flohattacke im Zimmer und Waschen der gesamten Wäsche bin ich jetzt (schon wieder) erkältet, aber beides ist wohl nicht wünschenswert, doch geht vorüber 🙂

Mein Lehrerdasein in Momostenango

Mein Lehrerdasein in Momostenango

Momostenango (kurz: Momos) ist vergleichsweise klein und liegt hoch in den Bergen, ca. 1 1/2 Stunde mit dem Chickenbus von Xela entfernt, mit dem Auto 40 Minuten. Im Zentrum ist ein Park mit antiken Häusern herum, einem Kulturzentrum mit einer Bibliothek, Informationen zur Geschichte und Kultur, Computersäle und regelmäßigen Aktivitäten. Im Ort gibt es mehrere Comedore, wenige „Restaurants“, mehr Internetcafés und Fotokopieläden als sonst etwas, Tiendas, einen Markt… und man kann sich schlecht verlaufen, da es mit einer Hauptstraße doch übersichtlich ist. In der Nähe gibt es Agua Caliente, die ich noch besuchen will. Die Los Riscos (natürliche Steinformationen) habe ich schon besucht.

Momos und Xela

Momos und Xela

Ich arbeite in Chocantary als Voluntär in der Schule und lehre Englisch in der vierten, fünften und sechsten Klasse: A und B, also 6 Klassen täglich je eine halbe bis dreiviertel Stunde von 8:00 bis 1:00, fahre morgens halb 8 mit dem Mikrobus zusammen mit den anderen Lehrern zur Schule und gehe in die Klassen. Wir lernen Farben und Tiere und die Famile und Verben und und und… Ich werde umringt von den Kindern, mir werden Fragen gestellt und es ist schwer, zwischendrin mal eine Pause zu haben. Es ist aufregend und spannend und anstrengend und so anders, ich tauche ein in die Kultur und bin die einzige „Weiße“. Letzte Woche gab es einen Schulcontest mit Singen und Malen: 20 Schulen à 3 Klassen, das waren also 5h, 60 Lieder… Kann man sich vorstellen, wie das war? Interessant, aber auch lange und viele Lieder kamen mehrmals, was am Ende einfach nur noch lustig war. Vornehmlich wird Maya gesprochen – Quiché (K’iche‘) und sonst Spanisch und mehr oder weniger 24h Spanisch sprechen bzw. halbwegs, denn flüssig bin ich lange noch nicht, ist anstrengend für den Kopf 🙂 nachmittags habe ich „frei“, also ich fahre zurück in die Stadt, lerne Spanisch und bereite den Unterricht vor. Jetzt weiß ich mal mehr oder weniger, was es heißt, Lehrer zu sein, auch, wenn es natürlich so ganz anders ist von der Organisation her und nicht zu vergleichen mit deutschen Schulen.

Eine kurze Anmerkung am Rande: Hier bin ich so groß im Durchschnitt, dass ich gefragt werde, die Glühbirne an der Decke einzusetzen 🙂 Und noch eine Anekdote: Es ist ja gemeinhin bekannt, dass sich Elektrizität und Wasser mögen und am besten zu kombinieren sind. Nun ja, in der Dusche jedenfalls funktioniert das so: Du drehst den Wasserhahn auf und legst den Schalter vom Stromkasten daneben um, es rattert und aus dem oberen Teil des Duschkopfes kommen winzig kleine Lila Funken… das Wasser wird tatsächlich heiß, leider zu heiß… Das heißt, Du kannst Dich entscheiden, ob Du es eiskalt oder sauheiß haben möchtest, ein Zwischendrin ist nicht möglich. So viel zum „Wechselduschen“ 😉 Diese Woche habe ich dann auch einen Minischlag im Finger beim Drehen des Hahns bekommen, der war auch noch Tage später spürbar, soviel zu meinem Duscherlebnis… Das war übrigens die Geschichte, als es noch Wasser gab, denn von Donnerstag Mittag bis ca. Samstag Morgen gab es kein Wasser… ich erspare mir die Details, zum Glück gibt es Agua Pura…

Falls ihr mal in Momostenango seid, kann ich das Eckrestaurant „Galera“ empfehlen: für 20q. gibt es sehr leckeres Essen: Chorrizos, Frejoles, Brot mit Knoblauch, eine Kartoffel mit Kräutern, Tortillas und Rosa de Jamaica (Hibskusblütengetränk). Weiterhin sehr gut sind direkt gegenüber für 6Q. die Pupusas der Pupuseria „el Rincon Salvadoreño“ mit Käse oder Fleisch oder Mixta mit allem. Letztens habe ich mich gefragt, ob ich meine „Restaurants“ nach Abendprogramm aussuchen sollte, denn auch wenn ich immer die einzige bin, die allein is(s)t, gibt es überall TV und je nachdem, wo Du bist, natürlich auch ein anderes Programm mit mostly Telenovelas – ein Traum!!! Achja, wenn Du zum Bäcker gehst und nach ungesüßtem Brot fragst, bekommst Du eine bescheidene Auswahl: fast alle, wie soll ich es nennen, brötchenähnliche Teile sind süß, auch, wenn sie zum Beispiel mit Frejoles oder Käse gefüllt sind…

An den Wochenden fahre ich nach Xela, da es manchmal und gerade am Wochenende einsam in Momos ist. Da wir beim Thema Bus sind: Falls ich es noch nicht erwähnt habe, in die Busse kommen immer wieder Menschen und verkaufen Obst, Essen, Süßigkeiten und auch Vertriebspersonen sind immer wieder anzutreffen, die einen mehr oder weniger langen Vortrag halten und ihr Produkt präsentieren, man sollte sie zu Vorträgen einladen. Achja, Bettler steigen natürlich auch immer wieder dazu… Bislang habe ich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, ich erwähne nur kurz, dass einmal ein Bus mit meinem Gepäck auf dem Dach einfach mal losgefahren ist… Nachdem ich ausgestiegen bin. Ich bin also losgerannt, habe dem Mann das Problem zu verstehen gegeben, aber der Bus hat nicht angehalten. Zum Glück ist Alex, ein Guatemalteke, der neben mir im Bus saß, losgesprintet… und kam tatsächlich mit meinem Backpack wieder. Wow! Glück gehabt 🙂

Semana Santa in Antigua 2014: Prozessionen über Prozessionen

Semana Santa in Antigua 2014: Prozessionen über Prozessionen

Achja, diese Woche hatte ich von Mittwoch an frei und mich nach Antigua zur Semana Santa gewagt! Was für ein Erlebnis! Nirgendwo in Guatemala gibt es so viele Prozessionen wie hier und der Ort wird zum Mekka, die Hotels sind ausgebucht und die Stadt voll mit Menschen. Auf dem Weg dahin im Bus gequetscht in der Fahrertür ging es los, zu einer Gastfamilie, die Bekannte von Bekannten aus Momos sind.

 

Semana Santa in Antigua 2014: Die Vorbereitung der Alfombras

Semana Santa in Antigua 2014: Die Vorbereitung der Alfombras

Ich habe mich hineingewagt ins Erlebnis Ostern mit Abertausenden von Menschen aus Guatemala und aller Welt: habe Prozessionen mit riesigen Barren mit Jesusstatuen und Maria vom Leidensweg bis kurz vor der Auferstehung gesehen, Emotionen erlebt, eine andere Kultur erfahren und an einem anderen Ostern teilgenommen. Paukenschläge haben mich zusammenzucken lassen, Alfombras (riesige Teppiche aus bunten Sägespänen mit Blüten, Obst, Gemüse, Verzierungen, Kerzen… auf den Straßen) mich fasziniert, die Massen manchmal genervt, meine Tasche 24h vor Dieben geschützt; bin Umwege gelaufen, weil die Straßen verstopft waren, konnte mich nicht satt sehen an den lila oder schwarzen Kutten, weißen Kleidern, musste vom Weihrauch husten und habe ca. 200 Photos geschossen.

Semana Santa in Antigua 2014: Ein Erlebnis

Semana Santa in Antigua 2014: Ein Erlebnis

Kurz zur Prozession, und es gab viele!: An jeder Prozession nehmen Tausende teil und sie gehen für viele Stunden. Du siehst Römer auf Pferden und zu Fuß, Menschen mit dem Kreuz durch die Straße laufen und viele viele lila Kutten. Die riesigen Barren mit den Statuen werden getragen und an jeder Ecke tauschen sich die Träger der Barre aus. Bei der Prozession am Freitag zum Tod Jesu wurde schwarz getragen und 90 Männer haben die Jesusbarre und 50 Frauen die Mariabarre getragen. Nur die Männer mit der Jesusbarre dürfen als erstes über den Alfombra laufen. Danach dürfen auch alle anderen und somit bekommen die Frauen und Mädchen mit Maria immer nur die Reste vom Teppich.

Semana Santa in Antigua 2014: Die Alfombras

Semana Santa in Antigua 2014: Die Alfombras

Ich bin auch mal hinterher mitgelaufen über den zertretenen Teppich, hier hatte man auch mehr Freiraum, als auf den Fußwegen. Die Menschen nehmen dann auch alles mit, was noch verwertbar ist vom Teppich: Blumen, Kerzen, Figuren… Direkt nach der Barre kommen die Musiker und dann direkt unmittelbar hinterher die Klimperlicht- und sonstigen Kram verkaufenden Menschen. Dann kommen auch sofort die Kehrmaschienen und Aufräumhelfer und binnen wenigen Minuten ist alles sauber und vom Spektakel nix mehr übrig. Dann hast Du auch wieder klare Sicht, denn keiner steht vor Dir und statt Musik hörst du Autos, die Straße ist wieder offen. Wenn du also nicht rechtzeitig da warst und nichts mehr von der Prozession siehst, heißt das nicht, dass sie nicht stattgefunden hat…

Jetzt bin ich auch wieder in Xela und Reise gleich wieder ab, nach Momos. Morgen geht die Schule wieder los!

As time goes bye…

Rio Dulce und Utila

Rio Dulce und Utila

Wow, inzwischen sind Wochen vergangen und ich habe soooo viel erlebt, es sprudelt an Gedanken und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, so viele Eindrücke und es ist nahezu unmöglich (und auch viel zu viel), die letzten Wochen jetzt im Detail zu beschreiben. Es war vorher nicht möglich, hier zu schreiben, da wir oftmals weder Wifi noch abends Elektrizität hätten und somit auch das Pad nicht geladen werden konnte. Viele Hostels sind mit einem Generator ausgestattet, so dass es von 22:00 bis 6:00 keine Elektrizität gibt.

Xela days

Xela days

Also kurz zusammengefasst: ich habe noch drei Tage in der Schule Miguel de Cervantes verbracht, mich mit Sylvia von Childrens Charity getroffen und die Schule in Momostenango besucht, das wäre eine Option für Volunteering… Dexter und ich sind gemeinsam nach Lanquin gereist, haben die Strömung des Flusses hautnah erlebt, leider River Tubing und den Bat Cave verpasst, dafür aber einen relaxten Tag in der Hängematte genossen, sind mit dem PickUp nach Semuc Champey gefahren, haben im Hostel Utopia eine andere Art von Hostel kennengelernt, sind ins El Portal umgezogen und waren im sagenhaften parque Natural in Semuc und haben in den Becken gebadet, die Aussicht genossen, den Wasserfällen gelauscht… Ich bin nach Flores uns Tikal gereist, habe eine Nacht im Dschungel in Tikal verbracht, bin im Pool unter den Sternen geschwommen, konnte dem Affengebrüll nachts um 1 lauschen, habe mich um 4:00 aus dem Bett gequält und zum Sonnenaufgang den Tempel IV erklommen, leider einen bewölkten Himmel mit versteckter Sonne gesehen, dafür aber die Affen erneut brüllen gehört. Allein das war unglaublich und einmalig.

Semuc Champey

Semuc Champey

Dank Tikal ging viel zu viel Geld drauf, so dass ich zurück nach Flores gereist bin und dank eines glücklichen Zufalls Abdul und Dexter im Hostel Los Amigos wieder getroffen habe. Zu dritt ging die Fahrt weiter, fast jeden Tag ein neuer Ort: Mit dem Bus (linea Dorada) nach Rio Dulce (die Stadt ist nicht wirklich erwähnenswert) und per Boot ins Hostel Casa Perico mitten in der Natur am Lago de Izabal am Seitenarm des Rio Dulce. Neben Insekten, Kröten, Ameisen und Moskitos begrüßte uns der Honigbär „Toto“. Ja wirklich, ein junger knuddeliger nachtaktiver und tagsüber schläfriger Bär hüpft in die Hängematte und spielt mit Dir! 🙂 das Hostel ist definitiv zu empfehlen, ruhig und abseits gelegen und wir hatten das Glück, den gesamten Dorm für uns zu haben. Die Betten sind alle mit einem Moskitonetz ausgestattet, so dass zu meinen ca. 40 Stichen wenigstens hier keine neuen dazu gekommen sind 🙂 Später tuckern wir mit dem Kayak durch die Kanäle, fühlen uns wie Abenteurer, rufen im Hostel Finca Tatin an und werden nachmittags (Guatemalean Time 😉 ) abgeholt, auf gehts mit dem Boot zu viert (Inzwischen gehört Stefano mit zu unserer „Reisegruppe“) zur Finca am Lago El Golfete, die uns von vielen Reisenden empfohlen wurde.

Flores and Tikal

Flores and Tikal

Wieder ein neues Hostel, nettes Ambiente, Familienatmosphäre und wir treffen bekannte Gesichter aus anderen Orten wieder. Irgendwie hat doch jeder Backpacker hier so ziemlich die gleichen Spots und man trifft sich immer wieder. Abends gibt es für alle das gleiche Essen für 50Q, ein Gängemenü, mit Suppe, Tortillas, Gemüse und Fleisch. Am Steg hängt eine „Tarzanliane“ am Baum zum Schwingen mit obligatorischem Sprung ins Wasser, das Wasser ist warm und super zum Schwimmen, am nächsten Morgen wandern wir durch den Dschungel zum Tiger Cave, Baden im See mit Wasserfall und klettern durch die Höhle, schippern mit dem Kayak über den Fluss, steigen in die Hot Springs, nicht zu vergleichen mit Georginas Fuentes, da sie klein sind und etwas stinken, aber dafür kostenlos und im Restaurant nebenan gibt es für diese Gegend günstige Burger. Allein schon an den logistisch begrenzten Möglichkeiten wird klar, warum es hier teurer ist und das gleiche Abendessen für alle gibt, wir rudern zur Tienda am Fluss und kaufen Cup Noodles und genießen unser Abendmahl unter den Sternen am Steg. Allein schon für diese Ruhe (mal abgesehen vom Schulausflug der Kanadier mit ca. 20 Schülern) lohnt es sich, herzukommen. Es ist ein Ort, wo man „hängenbleiben“ kann, wie eine Community mit Ping Pong, DVD Raum, Büchern, Hängematten, Wäscheplätzen, Spielen und Rings um Dich herum der Fluss und der Dschungel.

Rio Dulce and Livingston

Rio Dulce and Livingston

Auch hier verabschieden wir uns relativ schnell und düsen am nächsten Tag per Boot nach Livingston, sehen eine Vielfalt an Vögeln und Pelikane und kommen zu einer Stadt, die so anders ist, als alle vorhergegangenen Städte und eher an Belize oder Jamaika erinnert, mit karibischem Flair und der einmaligen Garifuna Kultur (wer mehr dazu wissen möchte, schaut hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Garifuna 🙂 Die Stadt bietet Restaurants und Bars, Souvenirshops, Kleidung und Travel Agencies und mehr; hier können wir alles kaufen, was in den letzten Tagen nicht so einfach möglich war. Wir nehmen ein günstiges Hostel (25Q. p.P.), trinken Coco Loco (Kokosnuss mit Rum) und genießen Meeresfrüchte und Fisch, trinken den hier berühmten Guifiti und schauen uns eine einheimische Trommelperformance im Ubafu an. Es gibt nicht wirklich viel zu tun hier, nicht weit vom Zentrum gibt es Strände und einer der schönen frei zugänglichen ist die Playa Salvador Gaviota. Wir schwimmen in der bahia de amatique und folgen den Wellen im warmen Salzwasser, buchen das Hotel für die nächste Nacht und relaxen unter Palmen, es fühlt sich an, wie ein Traum und ist auch einfach nur traumhaft. Wir besuchen die sieben Altäre, natürliche Becken mit Wasserfällen im Dschungel, essen abends am Strand und nehmen am nächsten Morgen um 7 ein Taxi, dass uns zum Dock bringt. Wir hatten überlegt, ein Shuttle nach La Ceiba zu nehmen, denn da soll es als nächstes hingehen, aber uns dann doch dagegen (50$) entschieden und wollen es mit den öffentlichen Bussen versuchen, auch wenn das bedeutet, dass wir mehrmals umsteigen müssen… Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, nach Honduras zu reisen, aber ich hatte nicht viel mehr geplant, als Spanisch zu lernen und bei einer Organisation zu arbeiten, und da die Arbeit nicht vor April startet… lasse ich mich treiben und genieße die Reise…

Rio Dulce und Utila

Rio Dulce und Utila

Mit dem Taxi geht es also in die Stadt, von da nehmen wir das Boot nach Puerto Barrios, folgen einem Jungen zum Shuttle Bus, fahren bis zur Grenze nach Honduras , trinken unseren ersten Kaffee in Honduras und steigen in den öffentlichen Greyhoundbus, ich kaufe Gebäck im Bus, wir werden gerufen, steigen aus und um in einen Shuttle Bus nach San Pedro Sula, fragen im Terminal bei mehreren Busanbietern an und nehmen Diana Express nach La Ceiba über Tela, steigen um ins Taxi und finden unseren Schlafplatz im Hostel Estadio. Puh, das war ein Trip…Kostenfaktor: ca. 25$ insgesamt und es ging alles super glatt! ich bin glücklich und dankbar für die Menschen, die uns so nett und freundlich geholfen haben, unseren Weg zu finden!

Auf nach Honduras

Auf nach Honduras

Am nächsten Morgen geht es zur Fähre und für 28$ auf nach Utila, einer Insel, die zu den Bay Islands gehört und berühmt ist zum Tauchen im karibischen Meer. Wir sind auf einer Insel!!! (Hier wird hauptsächlich Englisch gesprochen, also nicht der idealste Ort, um Spanisch zu lernen 😉 ) Wir entschließen uns spontan, Tauchen zu lernen und schauen uns nach Tauchschulen um, diese sind hier angeblich die günstigsten in Zentralamerika. Nach einer Auswahl zwischen UDC, Morgan’s, Alton’s und Underwatervision entscheiden wir uns schließlich für Alton’s, ich kann gar nicht genau sagen, warum, aber wir fühlen uns wohl, haben ein Privates Zimmer direkt am Karibischen Meer und wenn ich aus der Tür trete und zwei Schritte gehe, stehe ich mit meinen Füßen im Sand mit Blick auf den Steg mit Der Bar, Hängematten und Booten daneben. Der Sonnenuntergang ist direkt vor meiner Nase und in 2 Minuten bist Du im klaren Wasser und schwimmst…

Utila

Utila

Unser Instructor heißt Riba, kommt aus Honduras und hat mit 12 Jahren angefangen, zu tauchen. Wir schreiben uns für den PADI Open Water Diver Kurs ein (4 1/2 Tage, 6 Dives, theoretisches Examen und praktische Anwendung der Skills… für 279$). Schon am ersten Tag geht es mit der Theorie los und den 5 Videos zum Kurs, am nächsten gibt es zwei Tauchgänge im confined Water… Der Kurs ist in englisch, so dass ich jetzt nur die englischen Begriffe kenne 🙂 Das erste Atmen unter Wasser soll man angeblich nie wieder vergessen… mhm… Also ich hab es nicht gut hinbekommen, musste lernen, durch den Mund zu atmen und dem Regulator zu vertrauen, doch von Tag zu Tag wurde es besser und interessanterweise lief es für mich besser im offenen Wasser. Ins offene Wasser ging es direkt am zweiten Tag und es war wundervoll, zu tauchen, so richtig zu tauchen mit Equipment und Wetsuit, erst 12 Meter, am nächsten Tag 18… direkt am Korallenriff mit Fischen und einem riesigen Lobster, den Blubberblasen, die aus dem Regulator im Mund kommen und dem „Spiel“ mit der Buoyancy… und dem anderen Schwimmstil mit Taucherflossen. Ich habe ja daran gezweifelt, aber ich habe es geschafft, am 31.03.2014 habe ich mich als Open Water Diver zertifiziert!!! Jetzt darf ich mit Instructor oder Buddy bis zu 18 Meter tauchen und das nächste Level wäre Advanced OWD mit 30 Metern. Juhu, jetzt brauche ich nur noch Tauchspots…

Heute ist der 1. April und ich bin schon fast zwei Monate unterwegs, die sich anfühlen wie zwei Wochen, ich habe so viel gesehen und erlebt und bin noch abenteuerlustig und würde gern weiterreisen nach Nicaragua und Panama und, und, und… doch ich lege eine Reisepause ein, ich habe mit der Childrens Charity vereinbart, in Momostenango als Volunteer als Englisch- und Computerlehrer zu arbeiten und Reise somit morgen wieder zurück. Dexter reist weiter nach Nicaragua, Abdul und ich werden morgen um 6:20 die Fähre zurück nach La Ceiba nehmen und versuchen, von da aus per Bus nach Copan zu kommen, dann sieht der Plan so aus, dass ich über die Grenze zurück nach Xela fahre und von da aus nach Momestango… Ich bin gespannt, wie das wird (Meist ohne Elektrizität und Wasser) im kleinen Ort so anders als dieser hier und ein so anderer Plan als der des Weiterreisens.

Ich schmecke noch immer Salz und meine Ohren sind seit gestern zu, ich bin braun gebrannt und werde die Hitze vermissen. Wir sitzen gerade am Strand and trinken Bier und Cola, der letzte Abend hier in Utila…