Monthly Archives: März 2014

Die Zeit vergeht schnell… in Xela

Der Blick aus meinem Fenster

Der Blick aus meinem Fenster

Anscheinend sind die Sonn- und Montage meine Schreibtage… Jetzt bin ich schon eine Woche hier in Quetzaltenango (kurz: Xela) und inzwischen wieder allein unterwegs. Ich hatte mich mit Abdul zusammengetan und wir sind von San Pedro nach Xela gereist. Er ist gestern nach Guatemala City gefahren und ich bin noch nicht daran gewöhnt, wieder allein zu reisen. Na gut, so allein bin ich dann doch nicht, Dexter und Glenda sind ja auch hier. Aber der Reihe nach…

Wir sind also mit dem Pullman Bus nach Xela gedüst, haben die ersten Nächte im Hostal Quetzal bei der netten Lady und ihrem süßen Hund „Perla“ verbracht, haben das &Cafe mit ultra leckerem Café Latte und heißem Caramelbrownie und die Stadt entdeckt.

Xela Teatro

Xela Teatro

Es ist wunderschön hier, ich bin froh, her gekommen zu sein, denn egal, ob man schon vorher was im Netz gelesen hat oder einem Freunde erzählen, dass es schön oder nicht schön sei… Ich mach mich lieber selbst auf den Weg und entdecke die Stadt. Also meine Meinung: definitiv empfehlenswert! Quetzaltenango (kurz: Xela) ist die zweitgrößte Stadt und in der Zone 1, dem Stadtzentrum, ist alles übersichtlich und man findet alles, was man begehrt oder vorher vermisst hat: viele Cafés, einen wunderschönen Park, alte Gebäude im italienischen Stil, Supermärkte (kleine hier und große in der Zona 3), Buchshops, Spanischschulen, Kneipen, Bars, Restaurants (viele französische und italienische, also europäisch angehauchte guatemaltekische Restaurants 🙂 ), fast schon zu viele Clubs (mit Karaoke und so lauter Musik, dass einem die Ohren wegfliegen, obwohl kaum Menschen drin sind), Straßenstände und Märkte mit reichlich Auswahl an Snacks und Süßigkeiten für den großen und kleinen Hunger, eine gute Auswahl an Hostels und Hotels und Elektronikshops. Also perfekt für einen kurzen oder längeren Aufenthalt.

Xela I

Xela I

Ich hatte keine Ahnung, wie lang ich hier sein werde und jetzt ist es schon über eine Woche. Das ist definitiv der Vorteil am langsamen Reisen, wenn man Zeit hat und nicht von Ort zu Ort hetzen muss. Außerdem ist die Stadt gerade eine wundervolle Basis zum Verweilen. Achja, wir haben Dexter aus San Pedro getroffen und zu dritt versucht, ein Museum im Centro intercultural zu besuchen, was nicht ganz geklappt hat, da wir den Eingang nicht gefunden haben… Das lässt sich schwer beschreiben, aber: stell Dir einen Stummfilm vor, der schnell abläuft, in dem drei Menschen von links nach rechts und wieder zurück laufen, Leute fragen, aus Versehen in der Kunstschule landen, eine Einführung ins Textilwesen bekommen, die Bibliothek finden… und am Ende wieder vorm Museum stehen und schließlich erschöpft vom Suchen sich auf die Bank setzen und gebratenen Mais vom Stand essen… (Den Eingang haben wir nie gefunden und sind dann in die Mall zum Lebensmittel bestaunen und shoppen gegangen.)

Fuentes Georginas

Fuentes Georginas

Da ja auch „nur“ eine Stadt pro Woche zu „langweilig“ wär, sind wir am Dienstag zu den Fuentes Georginas gefahren. Besser gesagt: Wir haben den Bungalow (160,- Q. pro Person) in einem Reisebüro für die Hot Springs (Heiße Vulkanquellen) gebucht, die 115,- für den Transport gespart und uns stattdessen im Sinne des „local ways“ mit Handgepäck (die Backpacks blieben in Xela) auf den Weg gemacht. Mit dem kleinen und randvollen Minibus (ich bin ja wirklich nicht sehr groß, aber hier bemerke ich, dass ich im oder über dem Durchschnitt bin) ging es für 2 Q. zum Minerva Terminal. Am Markt haben wir einmal Nüsse mixto (1 Pfund für 10 Q.) gekauft, versucht, den Chicken Bus nach Zunil zu finden und es auch geschafft.

Beispiel für einen (uncolorierten) Chicken Bus

Beispiel für einen (uncolorierten) Chicken Bus

Mein erster Trip mit dem Chicken Bus! Wir haben Glück, er ist noch nicht ganz so voll und wir können atmen 🙂 auf geht es in die Berge. In Zunil angekommen, ist es genauso, wie uns beschrieben wurde: eine Gabelung liegt vor uns, rechts gehts in die Stadt, links hinauf in die Berge. Wir fragen einen Pickup Fahrer am Wegesrand, für 60 Q. will er uns mitnehmen, das ist viel zu teuer… Wir setzen uns und warten… Es kommen drei Leute, wir winken, der Fahrer ist zum Handel bereit und wir bezahlen pro Person 10 Q. Mit dem Fahrtwind im Nacken und der Eiseskälte fahren wir hinauf, hinauf zum Park zu den heißen Quellen!

 

Klettern in Fuentes Georginas

Klettern in Fuentes Georginas

Dieser Ort ist so wahnsinnig schön, er wäre ideal für Flitterwochen oder ein romantisches Wochenende fernab von der Städten… Wir wandern durch den Wald/Dschungel, steigen in die Becken; Dein Körper dampft, wenn Du aus dem Wasser kommst und Du spürst die Kälte nicht; abwechselnd geht es in eins der drei unterschiedlich heißen Becken… Die Zeit rast, wir essen Burger und Pollo im Restaurant, trinken Cola und den vorher gekauften Likör im Pool, es wird dunkel, wir gehen in unseren Bungalow Nummer 6, der rustikal aus Holz und Stein besteht und neben einer kalten Dusche ein Becken mit Zufluss des heißen Vulkanwassers besitzt und… im Schlafzimmer vor den Holzbetten ist ein Kamin! Daneben gibt es Feuerholz (das leider, wie alles hier, sehr feucht ist), Anzündehölzer, Streichhölzer und eine Kerze (da angeblich später keine Elektrizität mehr vorhanden ist, heute „leider“ schon).

Bungalow Nummer 6

Bungalow Nummer 6

Wir schaffen es, das Feuer anzuzünden und rösten die mitgebrachten Marshmallows. Wie toll ist das denn! Von außen dringt nur das Rauschen der Quellen an unser Ohr, so ruhig ist es hier, mitten in der Natur. Ohne uns würde das Feuer schnell ausgehen, mit unserem improvisierten Instrument (ein Strohhalm) klappt es wunderbar und mir wird nicht langweilig, dem „Feuerchen“ zuzusehen. Im Becken nebenan lassen wir Wasser ein und bald ist der gesamte Flur in Dampf eingehüllt, man sieht kaum mehr seine eigene Hand. Ich gehe dann nochmal hinaus zum Becken, es ist keine Menschenseele da und nur das grüne Licht der Scheinwerfer auf dem Wasser durchbricht das Dunkel der Nacht… In der Wärme der Glut im Kamin schlafen wir ein und spüren die Kälte nicht.

Am nächsten Morgen geht es auf dem gleichen Weg zurück, wie wir hergekommen sind. Kostenfaktor: ca. 200Q. für Übernachtung und Transport. Fazit: Absolut empfehlenswert!!!

My room in Xela I

My room in Xela I

Nachdem wir mit Dexter sein Hostel besucht haben und nach kurzem Überlegen sind wir am Mittwoch vom Hostal Quetzal ins Casa Nativos umgezogen. Das erste Hostel war schön und eine Mischung zwischen Hostel und Guestfamily, aber was neues ist auch nett, und vorallem so genial: das Casa Nativos mit Café ist ein Hostel in der alten, an Florenz erinnernden, Pasaje Enriquez und bietet auf einer Etage 3 große und in der oberen kleinere Zimmer. Das letzte im Gang ist für uns reserviert, ein großes Rot-beige gestrichenes Zimmer mit Wandschrank, Tisch, zwei Stühlen, Regal, Fenster mit Blick auf den Park und einem frisch gestrichenen Bild eines Mädchens an der Wand. Die Eigentümer haben das Hostel erst vor kurzem übernommen, wir sind also live bei den Verschönerungen dabei. Ich möchte wissen, wie das hier in einem Jahr aussieht, denn bisher gefällt es mir total. Das Café hat eine Terrasse und aus den Lautsprechern klingen Songs von Bob Marley.

Die Terasse vom Café Nativos

Die Terasse vom Café Nativos

Wenn ich jetzt noch alles im Detail schreiben würde, wäre dieser Eintrag noch um Einiges länger, also mal wieder kurz zusammengefasst die weiteren Erlebnisse 🙂 Abdul und ich waren noch in Salcaja, haben die alten Kirchen besichtigt, die hier berühmten Getränke Rompope (ähnlich dem Eierlikör, mit Eiern, Milch, Vanille und Rum) und Caldos de frutas (stark alkoholischer Fruchtwein mit Früchten aus 6 monatiger Gärung) gekauft und in Xela ausprobiert.

Spezialitäten in Xela

Spezialitäten in Xela

Ja, der Fruchtpunsch ist nicht zu unterschätzen! In Xela waren wir fast jeden Abend draußen unterwegs, sind die Straßen abgelaufen und haben alles Mögliche an den Straßenständen ausprobiert: heißen Fruchtpunsch für 7Q., Gringas (offener Burrito) für 15Q., mal mixto, mal nur Fleisch ohne Wurst (als Vegetarier wäre es schwer, hier an den Ständen was zu finden), Arroz con leche oder heißes Maisgetränk (habe den Namen vergessen) für 4Q., Burrito für 20Q., Hot Dogs verschiedener Größen von 6 bis 15Q. (Jumbo Double), frittierte Bällchen für 5Q., 3 Tacos für 10Q. Die Hauptzutaten aller Speisen hier sind m. E. Mayonnaise, Salsa und Zucker… viel Zucker.

Internationaler Frauentag am 8.3.2014

Internationaler Frauentag am 8.3.2014

Neben der wunderbaren Freizeit habe ich doch auch praktische Dinge getan, mich für 3 Tage in einer Schule zum Spanisch lernen und wiederholen eingeschrieben, mich mit dem Thema Volunteering befasst, Entremundos besucht und Kontakt zu Organisationen aufgenommen. Na mal sehen, was daraus wird, auf jeden Fall ist die Theorie immer anders als die Praxis und man kann sich vorbereiten, aber die Wirklichkeit ist eben erst dann da, wenn sie da ist. (Was für ein Satz, aber jetzt möchte ich ihn auch nicht mehr löschen…)

Inzwischen ist also Abdul abgereist und Dexter, Glenda und ich bewohnen den gesamten Flur. Es regnet hier öfter, als gedacht und die Clubs unter meinem Zimmer sind das einzige Manko momentan, denn die Lautstärke ist sehr gewöhnungsbedürftig, und fast jeden Tag erklingen die „Lieder“ mit abwechselnd Karaokeeinlagen, spanischer Folklore oder Trance-Mixen…aber pünktlich um 1Uhr nachts ist Funkstille, na zum Glück… jetzt ist es also soweit, die Musik wurde eingestellt und ich kann schlafen gehen 🙂

Days in San Marcos…

Immer noch kein gutes Wifi, leider keine Bilder, aber jetzt und nur hier Originaleintrag vom 28.2.2014 🙂

Was ich gleich mal feststellen muss: ich bin so froh, meine Taschenlampe dabei zu haben, da San Marcos doch sehr anders ist als San Pedro. Hier ist fast nichts mehr los, sobald es dunkel ist. Nach dem letzten Kurs gestern so gegen 19:00 bin ich losgezogen und dachte, ich kann noch einkaufen gehen und dann noch was Essen. So einfach war das gar nicht. Erstens: es ist dunkel und viele Alleen sind nicht beleuchtet, Zweitens: der Shop hatte zu. Drittens: es gibt auch nicht so viele Bars und Restaurants, erst recht nicht offene um diese Zeit. Viertens: es ist viel teurer hier als in San Pedro. Gut zu wissen, dann seh ich mal, was ich an San Pedro hatte. Die erste offene Bar hat grad noch einen Tee serviert, bevor sie geschlossen wurde, in der zweiten habe ich dann für 30Q. eine Karottensuppe gegessen, die laut Rechnung mit 10% Tipp versehen wurde und am Ende habe ich von den 35Q. dann auch keine 2Q. Rückgeld mehr bekommen. Zum Vergleich: in San Pedro bekommst Du für 23Q. einen guten Burrito oder Falafel oder Chicken Curry… Allerdings habe ich dann einen Straßenstand gefunden und für 5Q. Tamales mit Bohnen und Karotten gegessen und war total satt danach, cool, sowas gibt es hier also auch 🙂

Was ich auch noch feststelle: ich liebe die Natur, aber Spinnen im Bad mag ich trotzdem nicht und auch nicht wirklich immer Hunde um einen herum den ganzen Tag lang, streunend, bellend, kämpfend, nach Deinem Essen schnappend… meistens stört es mich nicht, aber manchmal schon… Uuuund: nach einer Weile schlafen meine Beine ein, wenn ich im Schneidersitz sitze, das nervt ziemlich…aber laut Alexis, meiner Zimmernachbarin, ist das völlig normal… Und die Rückenschmerzen wohl angeblich auch… Ich werde mich mal nach Massagen umschauen, denn Rückenschmerzen habe ich tatsächlich.

Übrigens, hier in San Marcos verkaufen alle Backpacker, Langzeit-dableiber und „alternative Lifestyle living People“ etwas: Dienstleistungen, wie Massagen, Yoga- , Tai Chi- und Reikiurse oder selbstgebackene Energyballs, Cookies, Kombucha oder Schokomousse in Avocadoschalen. Daneben ist die lokale Bevölkerung mit Straßenständen mit Obst und Gemüse, die Frauen, die Bananabread statt Hola sagen, wenn sie dich sehen, Kinder, die Schokolade verkaufen, Tiendas mit Chips, Cola und verpackten Lebensmitteln und manchmal Kleidung (heute habe ich eine mit Mayamustern bestickte handgemachte Hülle für die Gitarre gesehen). Manchmal frage ich mich, ob wir als „Westerners“ die Orte nicht nur verschönern, sondern auch verschlechtern und ob es nicht besser ist, die Einheimischen zu unterstützen, statt die selbstgebastelten Ketten der „Traveller“ zu kaufen. Ich weiß es nicht, aber ich hinterfrage es.

Und jetzt der am 02.03.2014, 22:22 geschriebene, doch leider aufgrund der WiFi Unterbrechung jetzt erst (03.03.2014, 9:10) online gestellte Eintrag:

Inzwischen sind auch die Tage hier in San Marcos schon wieder vorbei, alles geht so schnell…

Ich war im See schwimmen, habe den Sternenhimmel genossen, an einem Ayurveda Kochworkshop teilgenommen (und es war super interessant und lecker: ein indisches Gericht mit Dal und Reis und eine so unglaublich einfach herzustellende und leckere und gesunde Nachspeise), habe eine Reiki Massage mit Chakra Interpretation erlebt (interessant und neu, aber ich bevorzuge persönlich dann doch andere Massagen), Atemübungen gelernt, meine Balance beim Yoga etwas verbessert, mich belesen; Traumreisen erlebt, neue gedankliche Wege entdeckt, an einem Astral Journey im wunderschönen Yoga Forest teilgenommen; ein Spanisch Lehrbuch gekauft, doch nicht geschafft, es zu lesen; habe ein Buch geschenkt bekommen, den Chai im Shambala und Garlic Bread im Il Giardiono genossen; bin mit der Lancha bei Wind und Sonnenschein übern See geschippert; habe Geld geliehen, weil die ATM’s mal wieder kein Geld hatten, und und und… Und ich habe einen mächtigen Regen erlebt: der war wirklich Wahnsinn am Freitag: ich saß beim Straßenstand um die Ecke mit einem Teller Empanadas mit Salat und dann ging es richtig los, die Straßen waren überflutet, es bildeten sich kleine Wasserfälle, ich hatte keine Taschenlampe mit und da es nach einer Stunde Warten unter der Plane nicht besser wurde, bin ich zurück, mit den Sneakern durch die Pfützen in der Dunkelheit, Jeans, Sweater und Jacke völlig durchnässt…

Es waren interessante, manchmal auch anstrengende Tage, jeden Tag von 7-8:30 Yoga, dann 10:30 ein Kurs zum Thema Metaphysics und um 17:00 Meditation. Anstrengend vor allem körperlich, denn ich bin die halbstündige im Schneidersitz verharrende Position zur Eröffnung der Kurse nicht gewohnt und habe Rückenschmerzen. Diese „Qual“ war unter anderem ein Punkt, warum ich nicht bis zum Ende des Mondkurses geblieben bin. Aber der Hauptgrund ist die Reiselust, die in meinem Kopf ist und heute bin ich mit Abdul zusammen dann auch direkt weiter gereist: mit dem Pullman Bus ging es zwischen 1 und 2 in San Pedro los, und jetzt sitze ich gerade in Xela im Quetzal Hostel, habe Tortillas mit Queso und Fruchtpunsch im Bauch, eine eben erworbene neue Kette um den Hals, meinen dicken Pullover an – denn es ist deutlich kälter hier – trinke einen Tee und werde gleich schlafen gehen, bin seit 6 wach, unterwegs, geschafft und müüüüde 🙂

In Gedanken bin ich zur Hälfte hier, zur anderen Hälfte noch in San Marcos… Die ersten zwei Tage habe ich stark gezweifelt an alledem, doch jetzt im Rückblick war es tatsächlich eine schöne Erfahrung, ich habe viele Menschen kennengelernt, super schöne interessante Konversationen gehabt, neue Ideen gehört und meine Gedanken mit neuem Wissen erweitert. Auf jeden Fall ist der Ort nach einer Woche für mich zu einer Oase der Ruhe und Freiheit geworden, mit wunderschönen Momenten, die man schwer beschreiben kann und selbst erlebt haben muss…

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